LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Zwei Titel für Peter Oberließen

Artikel aus dem Höchster Kreisblatt vom 12.8.2017:

Von VOLKER HOFBUR
Während sich die Leichtathletik-Profis bei den Weltmeisterschaften in London schwer taten, holten die deutschen Senioren bei den Europameisterschaften in Aarhus an der dänischen Ostsee die mit Abstand meisten Medaillen.

Main-Taunus. Erfolgreich waren auch die fünf Starter der LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain. Zehn Medaillen brachten sie mit in die Heimat.

Hauptkonkurrent fehlt

Für Peter Oberließen wurden es zwei Gold- und zwei Silbermedaillen. Er hatte in zwei Beziehungen in Dänemark Glück. Zum einen war der französische Hallen-Weltmeister Benoit Zavattero nicht am Start. „Er fehlte wegen einer Verletzung und wäre mein mit Abstand härtester Konkurrent geworden. Als ich die Hallen-Weltmeisterschaft wegen Krankheit absagen musste, holte er sich den Titel“, erklärte Oberließen, „mit ihm war ich vor zwei Jahren bei den Weltmeisterschaften in China. Sein Fehlen machte es für mich sehr übersichtlich von der Konkurrenz her“. Zudem hatte der Weltrekordler Glück mit den Witterungsbedingungen – im Gegensatz zu einigen seiner Vereinskollegen: „Da hatte ich überhaupt keine Schwierigkeiten. Bei mir war es trocken, und ich hatte zwischen 17 und 23 Grad. Ich habe allerdings einige Wettkämpfe gesehen, die es von den Witterungsbedingungen her richtig erwischt hatte“.

Oberließen begann mit den 400 Metern und startete mit der besten Vorlaufzeit von 59,25 Sekunden, weil er dort noch nicht gefordert worden war. Im Halbfinale bedeuteten 55,48 Sekunden die Bestzeit, im Finale war er noch drei zehntel Sekunden schneller. „In unseren Altersklassen M 50 und M 55 waren die größten Teilnehmerfelder. So hatte ich über 400 Meter das volle Programm zu absolvieren“, erklärte der Schwalbacher, „einen Vor-, einen Zwischen- und einen Endlauf“. In diesem Finale gewann er mit einem Abstand von einer halben Sekunde und befand sich mit den 55,18 Sekunden im Bereich seiner Bestzeit.

Dieses Programm hatte er über 800 Meter glücklicherweise nicht. Dort reichten ein Vorlauf sowie das Finale, um den Titel zu gewinnen. Im vergangenen Jahr war Oberließen über diese Distanz Weltrekord gelaufen. „Ich wollte wieder in die Nähe der 2:02 Minuten kommen. Im Vorlauf allerdings habe ich mich zu lange im Feld aufgehalten und bin erst die letzten 200 Meter alleine für mich gelaufen, als ich mich vom Feld abgesetzt hatte. Das war anstrengend, weil ich es anstrengender finde, nicht in meinem Rhythmus zu laufen. Außerdem besteht ja immer die Gefahr, in ein Gedränge zu kommen und zu stürzen. Das weiß ich ja aus eigener Erfahrung.“ Dennoch war Oberließen mit der für ihn mäßigen Zeit von 2:16,03 Minuten der Vorlaufschnellste.

Kein Risiko

Im Finale wählte er eine andere Taktik, um nichts zu riskieren: „Dort habe ich mich nach 100 Metern bereits abgesetzt und einen Vorsprung herausgelaufen, den meine Konkurrenten nicht mehr verkürzen konnten. Das hat gut funktioniert, und ich kam gut durch. Mit der Zeit von 2:06,83 Minuten bin ich zufrieden, in diesem Jahr habe ich zumeist Zeiten zwischen 2:04 und 2:06 Minuten erreicht.“ In diesem Jahr ist Oberließen der Weltjahresbeste, denn neben ihm sind nur ein weiterer deutscher Läufer (2:09 Minuten) und ein US-Amerikaner (2:08) unter der Schwelle von 2:10 Minuten geblieben.

Nach den beiden Titelgewinnen war Oberließen noch in zwei Staffeln im Einsatz. In die 4x100 m-Staffel kam er, weil er über 200 Meter deutscher Meister geworden war und weitere Sprinter in dieser Altersklasse nicht am Start waren. „Es ist für mich ungewöhnlich, aber es hat gut funktioniert“, freute sich Oberließen über den zweiten Platz. Mit der gleichen Platzierung kam er aus der 4 x 400 m-Staffel. „Wir hatten einen Teilnehmer mit einer Bestzeit von 63 Sekunden, da fehlte uns ein guter Läufer“, erklärte Oberließen die zweite Silbermedaille.
Weltrekord verbessern

Der Schwalbacher dachte über den Tellerrand hinaus: „In London kriegen die Deutschen wenig hin. Das ist bei den Senioren anders. Sie haben 400 von 1200 Medaillen geholt, das sind doppelt so viele wie der nächstplatzierte. Im Masters-Bereich ist die Leistungsdichte höher.“ Für ihn geht es jetzt weiter mit dem internationalen Challenge in Belgien, in dem Oberließen mit dem deutschen Team gegen Frankreich und Belgien an den Start geht. „Außerdem möchte ich gerne meinen Weltrekord verbessern“, erklärt Oberließen und blickt auch schon weiter voraus. Auch der Weltrekord in der Halle mit der Zeit von 2:06,87 Minuten sei für ihn zu erreichen: „Diese Zeit bin ich draußen regelmäßig gelaufen. Das sollte für mich machbar sein.“
FM