LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Oberließen hat die beste Taktik

Artikel aus dem Höchster Kreisblatt vom 17.7.2012:

Peter Oberließen von der LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain lief seiner Konkurrenz bei den deutschen Meisterschaften davon. Foto: Görlitz

Der Schwalbacher nutzt den Rückenwind und beweist einmal mehr seine Steherqualitäten

Es lief richtig gut für die heimischen Leichtathleten bei den deutschen Senioren-Meisterschaften in Erfurt. Insgesamt holten sie fünf Titel und einen dritten Platz.

Main-Taunus. Die Organisatoren in Erfurt sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Titelkämpfe, die erstmals zusammengefasst worden waren. Alle Altersklassen gingen an den Start, doch gab es trotz der vielen Wettkämpfe kaum Verzögerungen.

Riehm im Pech

Etwas Pech hatte nur Thomas Riehm von der LG Stadt Hattersheim. In der Altersklasse M 50 hatte der Sprinter mit 11,87 Sekunden die schnellste Vorlaufzeit erzielt. "Ich hatte mir gesagt, dass ich auf jeden Fall eine Bestzeit laufen wollte, wenn ich schon nach Erfurt fahre", erklärte Riehm, der auch den Krifteler Sprinter Felix Göltl betreut. Im Vorlauf war der Okrifteler nach 80 Metern ausgelaufen, eine wesentlich bessere Zeit war für ihn dort drin gewesen. "Ich wollte aber Körner für das Finale sparen", sagte er. Beim Finale herrschte im Feld große Nervosität. "Es war das größte Teilnehmerfeld im ganzen Wettkampf, der durch die Teilnahme beider Seniorenklassen ohnehin schon gestrafft war", beschrieb Riehm die Atmosphäre, "dementsprechend groß war die Anspannung. Alle haben gezuckt, aber ich habe den Fehlstart ausgelöst". Die Entscheidung sei richtig gewesen, aber vielleicht ein bisschen hart. "Es war meine Schuld, aber sie hätten mich auch verwarnen können. So haben sie mir gleich die Rote Karte gezeigt. Dennoch war es regelkonform", erkannte Riehm, der die Disqualifikation nicht so tragisch nahm, die Entscheidung an. Er wird nun in vier Wochen bei den Europameisterschaften in Zittau an den Start gehen.

Harte Bedingungen

Peter Oberließen zeigte wieder seine Ausnahmestellung in der deutschen Senioren-Leichtathletik. Der Läufer der LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain siegte in der Klasse M 50 über die 400 und 800 Meter jeweils souverän. "Es gab einen heftigen Wind mit teilweise starken Böen aus wechselnden Richtungen", beschrieb Oberließen die Bedingungen, "das beeinflusst die Taktik. Bei den Strecken mit Rückenwind drehe ich mehr auf, um den Wind zu nutzen. Bei Gegenwind nehme ich etwas heraus".

Über die 400 Meter bewährte sich diese Taktik. Nach 200 Metern lag der Schwalbacher bis zu drei Meter hinter Hallen-Europameister Frank Wecker aus Schifferstadt. "Nach 300 Metern lag er vorne, dann ist er eingeknickt", sagte Oberließen, der gegenüber dem Sprinter ein besseres Stehvermögen hatte und am Ende noch mit mehr als einer Sekunde Vorsprung in 54,59 Sekunden gewann. Eine bemerkenswerte Zeit: Trotz der misslichen Bedingungen lag Oberließen nur 19 hundertstel Sekunden über seiner Bestleistung, die auch die hessische Senioren-Bestmarke ist. Auch wenn sein Plan nicht aufging, etwas Kraft für das zweite Rennen zu sparen, ging Oberließen frohen Mutes über die 800 Meter an den Start. Sein härtester Konkurrent war dort Jörg Sender von Eintracht Minden. "Es war klar, dass der Sieg zwischen uns entschieden wird", erklärte Oberließen, der großen Respekt vor seinem Gegner zeigt: "Er ist ein absoluter Spitzenläufer, der in diesem Jahr aber mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Es macht Spaß, gegen ihn zu laufen."

Neue Bestzeit

Nachdem der Schwalbacher geführt hatte, ließ er sich etwas zurückfallen: "Ich wollte mich im Wind nicht verausgaben." Nach 400 Metern zog er leicht an und erhöhte sein Tempo 100 Meter später noch einmal. Sender ging anfangs mit, konnte aber auf den letzten 150 Metern nicht mithalten. Am Ende hatte Oberließen mit 2:03,75 Minuten seine Senioren-Bestzeit unterboten und ist nun auch über 800 Meter bester hessischer Senior. "Ich bin mal als Jugendlicher eine Zeit von 2:03,1 Minuten gelaufen. Diese Zeit würde ich gerne noch in diesem Jahr knacken", hat sich Oberließen noch Ziele gesetzt. Er wird über beide Strecken bei den Europameisterschaften in Zittau an den Start gehen: "Das ist mein zweiter großer Saisonhöhepunkt. Dort muss ich aber über die 400 Meter noch eine Schippe drauflegen."

In der gleichen Altersklasse holte sich sein Vereinskollege Karl-Heinz Köhler den dritten Platz über die 5000 Meter. In der Zeit von 16:44,18 Minuten gewann er die Bronzemedaille, wobei er nach 1000 Metern noch das Feld angeführt hatte. "Er ist das Rennen sehr beherzt angegangen, um einen Sprint zu vermeiden", freute sich Oberließen, "am Ende war er nur knapp über seiner Bestzeit und hatte noch sicher eine Medaille gewonnen. Damit war er sehr glücklich".

Höhts weite Würfe

Drei Titel holte Ernst Höht von der LG Main-Taunus West. In seiner Altersklasse M 85 beherrschte er die Wurfdisziplinen. Beim Kugelstoßen war er von Beginn an in Führung und kam auf 8,36 Meter. Mit dem vorletzten Versuch von 21,80 Metern gewann er das Diskuswerfen mit einem knappen Vorsprung von elf Zentimetern vor dem Potsdamer Hans Schuffenhauer. Im Speerwerfen setzte er sich nach dem dritten Durchgang an die Spitze und verteidigte sie souverän.

Zufrieden war Yvonne Steinfurth mit ihrem Abschneiden in Erfurt. Im Kugelstoßen der Altersklasse W 40 erzielte sie mit 11,90 Metern Saisonbestleistung und wurde Dritte. "Wir hatten noch gute Bedingungen", erklärte die Athletin der LG Eppstein-Hornau, "und es war ein richtig spannender Wettkampf". Sylvia Tornow von der LG Neu-Isenburg/Heusenstamm hatte sich mit 13,13 Metern gleich nach dem zweiten Durchgang deutlich an die Spitze gesetzt. "Ich war nach dem ersten Durchgang Zweite, bin dann zwischenzeitlich auf den vierten Platz zurückgefallen und war nach meinem letzten Versuch wieder Zweite. Dann bin ich aber noch überholt worden", beschrieb die Eppsteinerin einen spannenden Wettkampf um die beiden verbleibenden Medaillenplätze. Auch im Diskuswerfen war sie mit ihrer Weite von 38,14 Metern zufrieden. Dort lag sie nach dem zweiten Durchgang auf Rang drei, den sie bis zum Ende verteidigte.

Einzige weitere Starterin aus dem Main-Taunus-Kreis war Sonja Langer. Die Läuferin der LG Stadt Hattersheim wurde in der Klasse W 35 über die 200 Meter in 30,02 Sekunden Sechste.

In der Klasse M 35 kam Andreas Reuschenbach von der LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain über die 800 und 1500 Meter auf die Plätze neun und fünf. Sein Vereinskollege Peter Conrad lief über die gleichen Strecken in der Klasse M 45 auf die Plätze sieben und neun. In der gleichen Altersklasse kam Gerd Schmidt von der LG Eppstein-Hornau im Diskuswerfen auf den elften Rang.

Pech hatte Gabi Baltruschat von der LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain, die schon auf dem Weg nach Erfurt war, dann aber doch verletzungsbedingt passen musste.
(vho)

ERGEBNISSE

Männer M 35,
800 m: 9. Andreas Reuschenbach (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) 2:11,41 min. 1500 m: 5. Reuschenbach 4:37,18.


M 45,
800 m: 7. Peter Conrad (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) 2:08,20 min.
1500 m: 9. Conrad 4:30,27 min.

M 50,
400 m: 1. Peter Oberließen (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) 54,59 sec.
800 m: 1. Oberließen 2:03,75 min.
5000 m: 3. Karl-Heinz Köhler (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) 16:44,18 min.
FM