LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Deutsche Hochschulmeisterschaften Duisburg - Der Tag an dem ich lernte, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben


Ich (Anne Burkardtova) wurde gebeten, einen kleinen Bericht zu den Deutschen Hochschulmeisterschaften aus meiner
Perspektive zu schreiben. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie ich die vielen Geschehnisse,
Emotionen sowie Eindrücke der letzten Tage in Worte fassen soll. Hier ein kleiner Versuch:
Die Deutschen Hochschulmeisterschaften (DHM) am Donnerstag den 09.05.2024 in Duisburg
sollten mein Einstieg über die 800m in die Saison sein. Ich hatte mich sehr auf diesen
Wettkampf gefreut, zumal die Meldeliste ein flottes Rennen versprach.
Doch wie das Leben so ist, sollte alles anders kommen als geplant. Pünktlich 10 Tage vor
meinem Start bin ich krank geworden. In der Hoffnung, dass ich schnell wieder fit werde,
reduzierten mein Trainer Christian Müller und ich das Training aufs Minimum. Lediglich ein paar
Abläufe habe ich gemacht, um die Beine etwas in Bewegung zu halten. In der Woche wurde mir
bewusst, wie toll der Zusammenhalt nicht nur in meiner Trainingsgruppe, sondern auch in der
gesamten LG ist. So viele Menschen haben mich aufgemuntert, mir die Daumen gedrückt und
mich motiviert. Ein riesengroßes Dankeschön!
Nur leider wollten mich die typischen Erkältungssymptome nicht in Ruhe lassen. Einen Tag vor
dem Rennen verlor ich den Glauben daran, doch irgendwie starten zu können. Kurz vorweg- ich
wurde eines Besseren belehrt.
Am Wettkampfmorgen ging es mir deutlich besser, zwar noch nicht 100%, aber dennoch gut
genug, um einen Start in Erwägung zu ziehen. Für mich stand sofort fest- ich möchte laufen.
Also machten sich Christian und ich (gewappnet mit Halsbonbons und Tee) auf den
zweistündigen Weg nach Duisburg. Dort fanden wir eine tolle Anlage, mit guter Stimmung und
bester Verpflegung vor. Auch das Wetter war mit Sonne, nur minimalem Wind und einer
Temperatur um die 20Grad perfekt. Die äußeren Bedingungen hätten also nicht besser sein
können.
Trotz allem hatte ich meine Zweifel und mich zwischendurch gefragt, was ich dort eigentlich
nach einer Woche ohne Training und Erkältung mache. Denn ich wusste, wie stark die anderen
gemeldeten Athletinnen sind. Dadurch stand aber auch eins für mich fest- ich muss in der
Gruppe, solange es geht, mitlaufen und schauen, wie weit ich komme. Denn weder Christian
noch ich wussten, ob ich nach der Woche die 800m hintenraus stehen kann.
Der Startschuss fiel und alle machten von Anfang an Tempo, dem ich versuchte zu folgen. Auf
der Gegengrade spürte ich etwas Wind, sodass ich mich so schnell wie möglich einreihte, um
im Windschatten Kräfte zu sparen. Dies gelang ganz gut und so konnte ich- wie mit Christian
zuvor besprochen- erstmal auf Position drei mitlaufen. Die 200m gingen wir in 31s durch. Für
unsere Meldezeiten war dies ein strammes Tempo- eine hohe 64 bei 400m bestätigte dies.
Auch wenn ich das Tempo als etwas zu schnell empfand, dachte ich mir, ich versuche mein
Glück und laufe weiter mit, nach dem Motto „no risk no fun“. Zwischendurch auf Position 4
zurückgefallen, konnte ich mir 200m vor dem Ziel wieder Position drei erarbeiten. Nun begann
der eigentliche Endspurt. Für mich etwas ungünstig liefen die zwei Läuferinnen vor mir leicht
versetzt, sodass ich keine Chance hatte, in der Kurve zu überholen. Somit musste ich abwarten
und versuchen, irgendwie noch auf der Zielgeraden zu spurten. Die bis dato zweitplatzierte und
ich spurteten die gesamten letzen 100m nebeneinander. Keine von uns wollte auch nur im
Geringsten nachgeben. Ich merkte, dass wir beide nicht mehr können. Meine Beine wurden
immer schwerer und kurz dachte ich, ich würde unseren kleinen Zweikampf verlieren. Doch
dann, 5 Meter vor dem Ziel, machte die Läuferin neben mir zwei langsamere Schritte. Dadurch
kam ich auf Platz zwei der Deutschen Hochschulmeisterschaften.
Überglücklich und komplett fertig sackte ich im Ziel zu Boden. Ich konnte es kaum glauben, was
da grade in den letzen knapp 2min geschehen war. Von Christian erfuhr ich, dass ich eine
2:13,30 gelaufen bin- PB und DM U23 Norm. Ich wusste nicht ganz, wohin mit meiner Freude:
Nachdem ich letztes Jahr die Norm für die Deutschen U23 Meisterschaften um 0,04s verfehlte
und im Winter ebenfalls nicht teilnehmen konnte, hat es dieses Jahr endlich geklappt.
Als ich an dem morgen aufgewacht bin, wusste ich nicht, ob ich überhaupt laufen kann und
rund sechs Stunden später waren so viele meiner Träume erfüllt.
Und in dem Moment habe ich gelernt, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben, sondern immer
wieder aufzustehen und weiterzumachen. Am Ende zahlt es sich aus.
Ein ganz besonderer Dank geht dabei an Christian Müller (meinen Trainer), der mich immer unterstützt und ohne den dieser Tag nicht
möglich gewesen wäre!
Anne Burkardtova

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