Naturschutz stoppt Leichtathleten; Walter-Eifert-Crosslauf-Tag: Rennen in Neuenhain mit mehr als 100 Teilnehmern kurz vor Start abgesagt.
Bad Soden – Immer mal wieder kommt es zu Absagen von Laufveranstaltungen: Wenn Sponsoren aussteigen, dadurch die finanziellen Möglichkeiten nicht mehr bestehen oder wenn die Helfer zu wenig werden, um so eine Veranstaltung stemmen zu können. Das trifft auf den Walter-Eifert-Crosslauf-Tag nicht zu. Eigentlich wollte die LG Bad Soden/Neuenhain den Lauf am kommenden Samstag ausrichten. Dazu kommt es nicht. Der Verein sagte die Veranstaltung, in dessen Rahmen die Kreismeisterschaften im Crosslauf stattfinden sollten, am vorigen Wochenende ab. Aus einem vermeintlich kuriosen Grund.Die knapp zwei Kilometer lange Strecke mit Start und Ziel am Sauerbrunnenweg führt auf etwa 400 Metern durch ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) – ein streng geschütztes Naturschutzgebiet (siehe auch unten stehende Infobox). Daher stellte der Verein seit Jahren einen Antrag auf Genehmigung bei der Unteren Naturschutzbehörde Main-Taunus. „Wir haben seit 2001 den Antrag durch unseren früheren Vorsitzenden Walter Eifert gestellt. Er war auf 100 Anmeldungen begrenzt. Wir machen diesen Lauf seit über 20 Jahren. Und es gab nie Beschwerden, auch wenn mehr als 100 Läufer pro Rennen am Start waren. Wir haben nie etwas kaputt gemacht“, erklärt der LG-Vorsitzende Peter Eckes. Im vergangenen Jahr war ein Mitarbeiter des Bad Sodener Ordnungsamtes bei dem Lauf und teilte den Veranstaltern mit, auch bei der Stadt Bad Soden einen Antrag stellen zu müssen. „Ich habe das für den diesjährigen Lauf getan und drei Wochen vor dem Lauf von der Unteren Naturschutzbehörde Main-Taunus die Auflage bekommen, dass nicht mehr als 100 Läufer pro Rennen zugelassen werden. Sie haben uns gesagt: Wenn es mehr sind, könnt ihr die Veranstaltung nicht machen“, berichtete Eckes.
Diese Auflage kam für die Organisatoren zu kurzfristig, um entsprechend reagieren zu können. „Wir hatten bereits mehr als 100 Meldungen alleine für den Jugendlauf. Da wir nicht bereit waren, die Läufer auszuladen, haben wir uns für die Absage in diesem Jahr entschieden“, so Eckes.
Entgegen dieser Auflage den Lauf einfach durchzuführen, kam für den Vorsitzenden nicht in Frage. Und Läufer auszuladen, war für ihn und seine Vereinskollegen ebenso wenig eine Option. So blieb den Organisatoren angesichts der fehlenden Zeit nur noch die Absage. Natürlich bedauern Eckes und seine Vereinskollegen den kurzfristigen Rückzieher. „Wir hatten viele Meldungen von Kindern. Die haben jetzt wieder einen Lauf weniger, an dem sie teilnehmen können“, machte Eckes deutlich.
„Auflage ist unverhältnismäßig“
„Ich verstehe auch die Behörden. Sie sind wohl im Recht. Das ist aber reine Bürokratie. Für mich ist diese Auflage mit der Begrenzung unverhältnismäßig“. Zumal dieser Lauf bisher ohne Probleme über mehr als 20 Jahre stattgefunden habe, so Eckes. Über diesen Weg würden täglich Läufer joggen, auch Fahrradfahrer und Mountainbiker seien neben Spaziergängern unterwegs.
Wie es weitergeht? „Das ist völlig offen“, erklärt Peter Eckes, „ich weiß noch nicht, was wir machen. Entweder finden wir auf der bestehenden Strecke eine Lösung, oder wir brauchen eine neue Cross-Strecke. Wir wollen den Lauf wieder machen“.
Die bisherige Strecke sei „ideal“ gewesen. Auch aus organisatorischen Gründen. „Wir hatten bei uns auf dem Vereinsgelände am Start und Ziel das Wettkampfbüro, dafür brauchst du einen Stromanschluss. Das war bei uns ideal. Daher ist es auch schwierig, eine andere Strecke zu finden“, verdeutlicht Eckes die Problematik, „das ist eine ganz blöde Situation“.
Volker Hofbur
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