LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Saison 2020 – Rückblick (Teil 1)

In seinem Rückblick auf die Hallensaison 2019/2020 beschlich den Chronisten ein eigenartiges Gefühl – zu ungewohnt war es, einen Rückblick ohne Ausblick in Angriff zu nehmen (siehe Artikel vom 26.3.20). Statt sich der Frage zuzuwenden, welche Hoffnungen oder gar Erwartungen durch die Leistungen in der Halle im Hinblick auf die Freiluftsaison prognostiziert werden können, war da die große Unsicherheit, wie es mit der Wettkampfsaison weitergeht – wenn überhaupt.
Nun, es ging weiter, zwar verspätet und oft mit „halber Kraft“. Die Erleichterung war dann groß, als es nach wochenlanger Pause – nicht nur was Wettkämpfe anbelangt, sondern vor allem auch trainingsmäßig - dann Ende Juni doch wieder losging. Späte Bahneröffnungen, noch spätere Meisterschaften. Nicht alle (keine Kreis-, Regional- und Süddeutsche Meisterschaften), aber immerhin konnten bis auf die Seniorentitelkämpfe alle wesentlichen Hessenmeisterschaften durchgeführt werden.

Möglich war das nur durch den großartigen und intensiven Einsatz von vielen Verbands- und VereinsvertreterInnen. Durchdachte Hygienekonzepte und konsequente Umsetzung waren die entscheidenden Faktoren. Auch die LG BSN und der Leichtathletikverband des MTK stellten mit dem Sommersportfest in Neuenhain, dem Herbstsportfest in Schwalbach und dem Mehrkampf mit Mittelstreckenläufen, wieder in Schwalbach, viel beachtete Wettkämpfe auf die Beine. Ein ganz herzliches Dankeschön an alle Organisatoren und helfende Hände von hier aus!

Unter dem Strich gehört der Sport abseits der großen Fußballigen zusammen mit dem Kulturbetrieb und vor allem mit den Schulen und Kitas zu den großen Verlierern der Coronakrise. Es wird sich hier ausdrücklich auf die Kommentierung des Frühjahrs und des Sommers beschränkt und die gegenwärtige, womöglich noch gravierendere zweite Welle außer Acht gelassen. Wir wissen alle nicht, wo es hingeht. Und die Worte der Unsicherheit, die der Autor dieser Zeilen in seinem Ausblick auf die Freiluftsaison 2020 gebrauchte, gelten in abgewandelter Form nun wohl auch für die Hallensaison 2020/2021.

Der Chronist hatte in seinen Berichterstattungen hier und da zum Ausdruck gebracht, dass vieles in der Handhabung der verschiedenen Sektoren des gesellschaftlichen Daseins nicht recht zusammenpasste. Tage nach dem Beginn der Restriktionen bzw. teils auch schon vorher gab es Auto- und sonstige Wirtschaftsgipfel. Die so wichtige Bildung hatte ihren Gipfel in und mit der Politik erst reichlich spät im Jahr. Von Sportgipfeln ist nicht viel die Rede gewesen. Und man konnte die Situation, die wir jetzt haben, förmlich kommen sehen. Es wurden an dieser Stelle schon die Absurditäten des Sommers angesprochen. Da saßen bei den Deutschen Meisterschaften Trainer und ein paar Beteiligte meistens einzeln in weitem Abstand auf der Tribüne und mussten Mundschutz tagen, sonst drohte der Abbruch, während in Frankfurt unten am Main und auf vielen Plätzen sich die Massen enge an eng ballten und die Behörden keinerlei Veranlassungen sahen, in irgendeiner Form bestehenden Verordnungen auch nur ansatzweise durchzusetzen. Bei jedem Laienchor wurde nachgemessen, fielen Veranstaltungen aus, aber im öffentlichen Raum herrschte Anarchie. Da wurde die Sommerreisen wieder befeuert bis es auch dem letzten dämmerte, dass die meisten Reisenden überraschenderweise auch wieder aus dem Urlaub zurückkamen – im Gepäck so manches Covid-Mitbringsel. Aber Staffelläufe in der Leichtathletik sollten doch bitteschön nicht durchgeführt werden und peinlich genaue Anwesenheitslisten sollten es doch auch in jedem Stadion ausgefüllt werden. Von derartigen Listen bei Zusammenrottungen im öffentlichen Raum ist nichts bekannt.

Es könnte noch so manches ausgeführt und Sportart für Sportart durchdekliniert werden – die hier einschlägigen Entscheidungen der Politik und Verwaltung blieben in weiten Teilen fragwürdig.
Umso mehr sei nochmals den Protagonisten der Veranstaltungen gedankt, die trotz aller Widrigkeiten dafür gesorgt haben, dass wir wieder einen ordentlichen Trainingsbetrieb hatten und auch eine ordentliche Wettkampfsaison auf die Beine gestellt wurde. Da die Wettkämpfe teilweise rar gesät waren, fuhr Trainer Christian Müller z.B. mit seiner Gruppe u.a. nach Dietzhölztal, Dortmund, Aschaffenburg, Siegburg oder Marktheidenfeld – alles Orte, die früher nicht auf dem Kalender standen. Und die Seniorinnen konnten immerhin zu ihren Deutschen Mehrkampfmeisterschaften ins sächsische Zella-Mehlis fahren.

Und damit können wir uns nun endlich dem Wettkampfgeschehen widmen. Über fast alle Wettkämpfe wurde an dieser Stelle wie auch in der örtlichen Presse in Bad Soden und Sulzbach berichtet. Und auch beim Höchster Kreisblatt haben wir jetzt mit Rüdiger Müller einen erfahrenen Berichterstatter, der regelmäßig über die Leichtathleten des Kreises und damit auch über die AthletInnen der LG BSN schreibt.

In einem gesonderten Teil des Rückblicks werden noch die Meisterschaften und Rekorde bilanziert. In diesem allgemeinen Blick zurück werden neben den obigen, eher grundsätzlichen Anmerkungen noch einige zusammenfassende Zahlen und Stichpunkte zum Wettkampfgeschehen genannt.

Die LG BSN nahm in der abgelaufenenFreiluftsaison 2020 an insgesamt 23 Wettkämpfen teil (Vorjahr 41). Am Start waren 36 AthletInnen (Vorjahr 47). Sehr aktiv waren dabei die SeniorInnen - 10 Veranstaltungen wurden besucht.
Die meisten Wettkämpfe bestritten Emelie Kastl - 10x, Anne Reuschenbach - 9x, Vanessa Lemence – 6x, Tara Heurung und Franziska Zirnig je 5x und Kira Heurung 4x.

All diese Zahlen sind natürlich vor dem diesjährigen Corona-Hintergrund wenig aussagekräftig. So gab es kaum Startmöglichkeiten für die jüngeren Schüler (U 14 und U 12) und eine Reihe von AthletInnen verzichtete ganz auf Wettkämpfe. Verletzungen auskurieren, sich Schule, Studium oder Ausbildung widmen, Grundlagentraining forcieren – das waren die hauptsächlichen Gründe. Manche beließen es aus den genannten Gründen auch bei einigen wenigen Wettkämpfen, so dass auch die individuellen Wettkampfzahlen nicht die Aussagekraft der vergangenen Jahre hatten.

Den organisatorischen Restriktionen gehorchend gab es in diesem Sommer immer mal wieder spezialisierte Wettkämpfe. Es standen zwar schon immer Läuferabende oder Werfertage oder Springermeetings auf dem Wettkampfkalender. Aber diese wurden unter ganz anderen Vorzeichen auf einige wenige Disziplinen konzentriert. In dieser Saison seien beispielhaft für die etwas anderen Wettkampfstrukturen der Weitsprungwettkampf in Hattersheim, das Läufersportfest bei uns in Neuenhain, der Werfer- und Springerwettkampf in Bad Homburg oder auch das kombinierte Dreikampf- und Mittelstrecken-Läufersportfest in Schwalbach genannt.

Alles in allem eine Saison wie wir sie alle noch nicht erlebt haben. Aber sie überhaupt erlebt haben zu dürfen, war schon ein großer Erfolg. Und so bleibt die Hoffnung, dass der Erfindungsreichtum der Leichtathletik-Szene auch künftig dafür sorgt, dass es weitergeht – irgendwie.

FM