LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Hallensaison 2019/2020 (Teil 3) – Rekorde und Bestenlisten

Im Vordergrund der Saisonbilanzen stehen meistens die Erfolge bei Meisterschaften. Es gibt aber auch noch einen anderen Gradmesser und das sind die
Bestenlisten – Jahresbestenlisten, ewige Bestenlisten oder eben Hallenbestenlisten. Es ist ja eine der Besonderheiten der Leichtathletik, dass sowohl absolute als auch relative Leistungen ihre Bedeutung haben. Die Bestenlisten spiegeln die absolut besten Leistungen der AthletInnen in einem Jahr wieder. Ob diese AthletInnen aber auch bei den Meisterschaften im direkten Wettbewerb der Besten ganz vorne liegen, kommt in den Ergebnislisten zum Ausdruck. Und da gibt es oft recht bedeutende Unterschiede. Ausgesprochene Meisterschaftsläufer mit taktischem Geschick auf den Mittel- und Langstrecken schneiden oft eben bei Meisterschaften deutlich besser ab als z.B. Rekordläufer, die inzwischen bei großen Sportfesten nur noch mit sog. „Hasen“ ins Rennen geschickt werden.

Für die Halle gilt es zunächst einmal die Begrifflichkeiten zu klären. Oft wird bei Hallenleistungen von "Bestleistungen", weniger von Rekorden gesprochen. Bei Bestleistungen denkt man meistens an Saison- oder persönliche Bestleistungen, weniger an Rekorde. Das liegt auch daran, dass sich die Statistiker in der Leichtathletik schwer tun, für Hallenleistungen den Begriff „Rekord“ zu verwenden.
Der Ausdruck Rekord „bezeichnet einen quantifizierten Wert einer Leistung, …… der extremer ist als der entsprechende Wert sämtlicher vergleichbarer Leistungen“. Die Vergleichbarkeit ist hier der Schlüsselbegriff. Und da gibt es bei Hallenleistungen oft Unterschiede – u.a. die Bahnlänge oder den Neigungswinkel der Kurven. So hat z.B. die Rundbahn in der Herrenwaldhalle in Stadtallendorf eine Länge von nur 187m, während die Norm 200m sind (so auch in den anderen beiden hessischen Leichtathletikhallen in Hanau und Frankfurt-Kalbach). Daher hat der Statistiker auch hier in der LG BSN meistens von Hallenbestleistungen statt Hallenrekorden gesprochen. Allerdings ist der Begriff nicht so eingängig wie Rekorde und wird auch leicht mit den bereits genannten Saisonbestleistungen oder persönlichen Bestleistungen verwechselt. So werden an dieser Stelle jetzt auch zunehmend die Begriffe „Hallenrekord“ bzw. "Hallenvereinsrekord“ verwendet.

Nach Ende der Hallensaison 2019/2020 stehen nun folgende Rekordleistungen neu in den LG-Bestenlisten:


01.12.2019 Emelie Kastl 800m 02:35,23 Frankfurt W 13
01.12.2019 Julia Jung Hochsprung 1,60m Frankfurt W 15
25.01.2020 Emelie Kastl 800m 2:30,84 Hanau W 14
15.02.2020 Emelie Kastl 300m 42,67 Frankfurt W 14
29.02.2020 Anne Reuschenbach Dreisprung 9,66 Erfurt Frauen
15.02.2020 N. Schäfer, A. Eser, N. Szangolies, T. Bijelic 4x100m 58,25 Frankfurt w U 14
15.02.2020 N. Nägel, E. Strenkert, L. Wieberneit, A. Reitze 4x50m 32,23 Frankfurt w U 12

Auf die einzelnen Rekorde wurde im Rahmen der Berichterstattung über die Wettkämpfe, bei denen die Bestmarken neue aufgestellt wurden, näher eingegangen.

In der abgelaufenen Hallensaison stehen somit nun 7 neue Hallenbestleistungen in den Rekordlisten. Das sind 10 weniger als in der Saison 2018/2029 (17), 3 weniger als in der Saison 2017/2018 (10) und 4 weniger als 2016/2017 (11). Aber es sind ja nicht nur die Top 1-Platzierungen in den ewigen Bestenlisten, die dann die Rekordliste ausmachen, sondern auch die sonstigen Top-10-Leistungen, die eine Aussagekraft haben. Die Hallensaison 2019/20 brachte insgesamt 77 Veränderungen auf den jeweils ersten 10 Plätzen in den einzelnen Disziplinen. In der Vorsaison waren es 86, also auch hinsichtlich dieser Messlatte gab es in 2019/2020 merklich weniger Spitzenleistungen.

Schauen wir uns einmal unter diesem Aspekt die einzelnen Altersklassenstufen an. Da fällt sofort in Auge, dass von den 7 neuen Rekorden 6 von SchülerInnen aufgestellt wurden. Bei den Veränderungen in den Top 10 wird das Verhältnis noch deutlicher. Insgesamt 34 Veränderungen entfielen auf die Schülerinnen (W10 bis W15) und 29 auf die Schüler (M 10 bis M 15). Dabei ragen die Klassen W 12 und M 12 noch mal deutlich hervor mit jeweils 10 Veränderungen. Auf die Frauen und Männer entfielen 7, auf die Jugendklassen ebenfalls 7 Veränderungen. Im Vorjahr sah es ähnlich aus.

Dieses Verhältnis ist nun auch insofern interessant, als die Zahl der Wettkämpfe, an denen SchülerInnen der LG BSN teilnehmen, recht begrenzt ist. Wenn dann auch nicht alle, die startberechtigt wären, auch diese Möglichkeiten wahrnehmen, schrumpft das Ganze nochmal. Und trotzdem gibt es eine hohe Zahl von Schüler-Top-10-Leistungen.

Es gibt nun mehrere Gründe, warum zum einen die absolute Rekordzahl pro Saison schwankt und zum anderen, warum die SchülerInnen trotz der genannten Einschränkung zahlenmäßig dominant sind (das gilt grosso modo auch für die Einordnung der Freiluftleistungen.
In den Schülerbereichen gibt es jedes Jahr einen Altersklassenwechsel. Dazu kommt, dass dieser Wechsel in der Halle mitten in die Saison fällt. Eine Schülerin bzw. ein Schüler kann also z.B. im Dezember eine neue Bestleistung in einer Disziplin in seiner alten Altersklasse aufstellen und dann zwei Wochen später in derselben Disziplin in der neuen Altersklasse noch einmal (z.B. gelang dies Emelie Kastl jetzt über 800m, s.o.). Diese Möglichkeiten haben Frauen und Männer nur beim Wechsel in die Aktivenklassen und die Jugendlichen beim Wechsel innerhalb der Jugendklassen, also sehr begrenzt. Auch ist im Schülerbereich der Mehrkampf noch gut vertreten, so dass z.B. ein guter Kreismehrkampf in der Halle gleich in 3, 4 oder gar 5 Disziplinen bestenlistenträchtige Leistungen produzieren kann.

Betrachtet man die Leistungen in der Frauen- und Männerkategorie sowie in den Jugendklassen, fällt auf, dass insgesamt nicht sehr viele Top-10-Änderungen in einer Saison eintreten. Das liegt zum einen an den doch niedrigeren Zahlen der WettkämpferInnen, aber auch daran, dass viele Rekorde bzw. Top-10-Leistungen schon ein recht hohes Niveau haben. Das ist auch festzumachen an der Langlebigkeit einiger Rekorde – dafür stehen Namen wie Christian Haag, Christian Müller, Silke Dittombée (Pufahl), Lena Naumann, Ellise Meyer, Sabine Müller, in jüngerer Zeit auch Steffen Trenk, Kai Strauch oder Anne Reuschenbach.

In manchen Disziplinen fehlt es auch einfach am Nachwuchs bzw. an der Lust, bestimmte Disziplinen überhaupt zu betreiben. Bei den Mittel- und Langstrecken sind in den Männer– und Frauendisziplinen einige AthletInnen vertreten, die ihre Bestleistungen schon vor vielen, vielen Jahren aufgestellt haben. Sie sind auch immer noch aktiv, nur nicht mehr so leistungsstark und es kommen von unten Keine nach. Bei den Frauen z.B. ist die Jüngste in der der Liste der 3000m-Läuferinnen 52 Jahre alt, also schon deutlich im Seniorinnenalter. Oder die 3000m der Männer. Die jüngste Leistung stammt von 2017 (VR von Sebastian Bienert). Ansonsten wurden von den Top-10-Leistungen 2 in 1999 erbracht, 4 in 2002, 2 in 2003 und 1 in 2011. Eine dynamische Disziplinentwicklung sieht anders aus.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe Disziplinen in den verschiedenen Altersklassen, in denen entweder überhaupt noch keine Leistung notiert ist (z.B. Dreisprung Männer und Jugend).) oder sehr wenige (z.B. die 1500m-Strecke, die auch nicht sonderlich populär ist), so dass eine einzige Leistung in einer derartigen Disziplin sofort Vereinsrekord bzw. eine Platzierung unter den Top-10 bedeuten würde. Auch so können die Rekordzahlen von Saison zu Saison sich verändert darstellen, ohne dass sich daraus leistungsmäßig große Trends ableiten ließen.

Es gäbe noch viele Einzelaspekte, die analysiert werden könnten. Aber das möge jede(r) geneigte Leser(in) je nach Lust und Interesse vornehmen. Messbare Disziplinen wie die Leichtathletik bieten ja ein Fülle von statistischem Material.

Die aktualisierte ewige Hallenbestenliste (Stand 30.4.2020) ist fertiggestellt und wird demnächst auf der Homepage der TG Bad Soden veröffentlicht werden.

FM