LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Ein großer Kampf des Willens

Artikel aus dem Höchster Kreisblatt vom 18.3.2017:

Frank Wiegand (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) an einer Verpflegungsstation.






















Es ist die Vorbereitung auf ein großes Event im Sommer. Aber nebenbei sicherte sich der für die LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain startende Frank Wiegand den deutschen Meistertitel in seiner Altersklasse M 50 im Sechs-Stunden-Lauf

Main-Taunus.Für Wiegand war es auf dem Truppenübungsplatz in Münster-Handorf der zweite Titelgewinn in dieser Disziplin. Im vergangenen Jahr war er in Nürnberg erfolgreich gewesen. Dennoch waren diese Titelkämpfe nur ein Schritt zu seinem Haupt-Event in diesem Jahr: „Ich werde im Sommer beim Deutschland-Lauf mitmachen, der von der Nordsee bis zur Zugspitze führt. Dafür war dieser Wettkampf einer der Eckpunkte.“ Sein nächstes Ziel sind im Juni die deutschen Meisterschaften im 100-km-Lauf in Berlin. „Dort rechne ich mir große Chancen aus, denn ich gehöre in meiner Altersklasse zu den Top 3 in Deutschland.“

In Münster-Handorf ging es auf einem Rundkurs über jeweils 5,025 Kilometer. „Diesen Kurs habe ich 15 mal umlaufen plus 2000 Restmeter“, berichtete Wiegand, „die Strecke war weitestgehend Asphalt und vielleicht ein Kilometer Schotter. Es war gut zu laufen und eine flache Strecke.“ Dazu waren die Bedingungen optimal bei 10 bis 13 Grad, Sonnenschein und trockenen Wegen.

Dennoch konnte Wiegand nicht ganz an das Resultat vom Vorjahr in Nürnberg anknüpfen. „Ich hatte am Vorabend und morgen zu viel gegessen, so dass es mir zwischenzeitlich auf der Strecke nicht so gut ging. Nach 40 Kilometern musste ich eine Toilette aufsuchen, was mich etwa eine Minute gekostet hat“, berichtete er, „dazu hatte ich ein psychologisches Tief, weil ich von zwei Konkurrenten überholt worden war und ich erst einmal den Titelgewinn abhaken musste. Doch irgendwann fing ich mich wieder und fand meinen Rhythmus. Dann haben mir Bekannte an der Strecke gesagt, dass mein Hauptkonkurrent Michael Eitner, der aus Bad Homburg kommt und ein guter Bekannter von mir ist, nur zweieinhalb Minuten vor mir war“.

Für Wiegend war das der Anlass, noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. 15 Minuten vor dem Ende des Laufs gelang es dem Läufer der LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain, den Konkurrenten einzuholen. Bis zum Ende des Wettkampfs legte er noch einmal 300 Meter zwischen sich und seinem härtesten Konkurrenten und holte sich doch noch den deutschen Meistertitel, den er zwischenzeitlich schon abgehakt hatte. Mit den gelaufenen 77,425 Kilometern erreichte Frank Wiegand zudem den sechsten Platz der Gesamtwertung. „Auf den letzten Kilometern habe ich einen Schnitt von viereinhalb Minuten gelaufen. Das war so schnell wie am Anfang. Dabei hatte ich schon Verkrampfungen im Oberschenkel. Das war eine Sache des Willens“, resümierte Wiegand, der 4,645 Kilometer hinter dem Sieger bei den Männern, Christof Marquardt (LG Duringen) lag. Nicht nur für ihn überraschend war der Gesamtsieg der Marburgerin Nele Adler Behrens, die 85,492 Kilometer lief und damit den Weltrekord um mehr als zwei Kilometer verbesserte. „Das entspricht mehr als zwei Marathons in einer Zeit von unter drei Stunden“, staunte Wiegand, „Nele ist Behindertensportlerin, stark sehbehindert und gehörlos.
(vho)
FM