LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

„Fast wie im Eichwald“

Artikel aus dem Höchster Kreisblatt vom 9.11.2013:

Bewegung wird in Porto Alegre groß geschrieben
Die Senioren-Weltmeisterschaften der Leichtathleten in Brasilien wurden für den Bad Sodener Karl-Heinz Marchlowitz sportlich zu einer Enttäuschung - ein Erlebnis war seine neunte Teilnahme an einer WM aber allemal.

Neuenhain.
Der 76 Jahre alte Rentner, der viele Jahre lang beim Deutschen Sportbund (DSB) für Breitensport verantwortlich zeichnete, musste mit einer Oberschenkel-Verletzung nach Brasilien reisen und konnte wegen starker Ischias-Schmerzen nicht seine volle Leistung bringen. „Wenn man nicht richtig anlaufen kann, kann man auch nicht gut springen“, kommentierte Marchlowitz seine unglücklichen Auftritte in drei Disziplinen der Altersklasse M 75. Im Hochsprung erreichte er den siebten Platz, im Weitsprung reichte sein verkürzter Anlauf gar nur zu Rang acht. Das war ganz und gar nicht das, was er sich erwartet hatte. „Ich bin schon einigermaßen frustriert“, gab der Bad Sodener zu.

Trotzdem gab es auch einen Lichtblick. „Zufrieden kann ich mit dem vierten Platz im Dreisprung sein“, berichtet Marchlowitz. Trotzdem fühle er sich nicht als viertbester Dreispringer der Welt, ordnete der Athlet von der LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain seine Leistung realistisch ein. Das Niveau der diesjährigen Leichtathletik-Weltmeisterschaften der Senioren sei in der Spitze zwar hoch gewesen, „dahinter fiel es aber auch stark ab“, erklärte Marchlowitz. „Das war schon erschreckend zu sehen. In Deutschland lande ich in den Disziplinen in meiner Altersklasse vielleicht nur unter den ersten 20.“

Obwohl er wegen seiner Schmerzen auch seinen Start in der deutschen 4x100-Meter-Staffel absagen musste und der zusätzlich geplante Zweitages-Ausflug im Anschluss an die Veranstaltung ebenfalls ausfallen musste, blieben Karl-Heinz Marchlowitz trotz aller Enttäuschung vor allem die Höhepunkte im Gedächtnis. „Sportlich waren dies sicherlich die athletischen, durchtrainierten Sprinter in den Altersklassen M35 oder M40“, erzählte der Bad Sodener, „außerdem hat die deutsche Mannschaft ja auch einige Goldmedaillen gewonnen“.

Zeisse imponiert

Die Main-Taunus-Flagge wurde laut Marchlowitz von seinem Nachbarn Lutz Zeisse hochgehalten. Der 65-jährige Bad Sodener trat in der Altersklasse M60 an und schaffte im Zehnkampf einen bemerkenswerten siebten Platz. Hinzu kam Rang vier mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel.

Abseits der Wettkämpfe lernten Marchlowitz und Zeisse auch die brasilianische Metropole Porto Alegre besser kennen. „Was mich als ehemaligen Breitensport-Beauftragten für den DSB besonders beeindruckt hat, war die sportlche Aktivität der Bewohner. An der Strandpromenade waren dort täglich tausende von Joggern, Radfahrern oder Skatern zu beobachten. Das war fast wie im Eichwald bei uns in Sulzbach“, scherzte der sympathische Rentner. Zudem sei in der Stadt die Vorfreude auf die Fußball-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr spürbar. Selbst während der Leichtathletik-Weltmeisterschaft der Senioren gab es für die Bewohner Porto Alegres nur ein Thema. „Die Leute dort glauben an ein Finale Brasilien gegen Deutschland. Und dass Deutschland am Ende gewinnt“, brachte Marchlowitz als Botschaft aus dem Land des Fußball-Rekordweltmeisters mit.
FM