LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Deutsche Berglauf Meisterschaft in Zell-Harmersbach vom 20.4.2024

Resümee von Irene Bell zu den Eindrücken einer Wasser- und Schlammschlacht

Zell am Harmersbach, an diesen Ort habe ich folgende Erinnerungen:
1. Hier habe ich gemeinsam mit Daniela Bur und Jutta Blesse meinen ersten Deutschen Meistertitel, wenn auch im Team, gewonnen.
2. Regen ohne Ende
Leider sind beide Teamkolleginnen nicht mehr für die LG Bad Soden/Neuenhain aktiv und so beschloss ich mit Margret Göttnauer dieses Abenteuer zu wagen.
Nichts ist so beständig wie die Veränderung. Es gibt eine neue Strecke. Einen neuen Rundkurs mit 430 Höhenmetern. Dies ist etwa vergleichbar mit den Höhenmetern vom Waldschwimmbad Kronberg zum Altkönig. Dies sollte machbar sein. So die Theorie.
Bei Regen fuhren wir am Freitagmorgen los. Ohne Stau. Wunderbar. Schnell wurde die Wohnung in der Ortsmitte bezogen. Nach einer kurzen Stärkung ging es auf die Strecke. Mittlerweile regnete es mindestens 24 Stunden. Bewaffnet mit Regenschirm, Goretexschuhen und regenabweisender Kleidung besichtigten wir Teile der Strecke. Normalerweise war es eine Deutsche Berglauf Meisterschaft. Dieses Mal hieß der Wettkampf: "Klassisch Auf und Ab" mit Cross-Charakter. Jetzt realisierten wir diese Tatsache. Das würde morgen kein Spaß werden. Das Höhenprofil ließ erkennen, dass mindestens vier bissige Anstiege von mehr als 20% zu bewältigen sind. Und dann sollte es die gleichen Höhenmeter bergab in den Kurpark hinunter gehen. Am Abend erörterten wir mit einer lokalen Läuferin die Schuhfrage. Morgen sollten die leichten Rennschuhe zuhause bleiben. Gefragt waren Trail Schuhe mit Profil. Das Carboloading wurde gemeinsam vorbereitet. Traditionell Bolognese mit Nudeln und Kartoffeln. So fühlten sich Margret und ich gewappnet für das morgige Rennen. Es regnete die Nacht hindurch.
Lediglich das Warmlaufen fand ohne Regen statt. Unsere Startzeit war 12 Uhr. Somit hatten wir am Wettkampfmorgen gar keinen Stress. Stress gab es dann erst während unseres Laufes. Schon nach dem ersten Kilometer stand der erste bissige Hang an. So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Die Läufer mit den leichten Straßen Laufschuhen kamen nicht voran, sondern rutschten zurück. Es gab einen regelrechten Stau. Für mich ging der Blick nach vorne. Cool bleiben. Einfach Schritt für Schritt Richtung Gipfel/Anhöhe. Breite Waldwege, schmale Trails, meine Schuhe gaben mir den erhofften Halt. Steigungen mit über 20% waren bis km 4 eine Herausforderung. Dann volle Konzentration für die Abstiege. Ich darf nicht stürzen, das war ab Kilometer vier die schwierigste Aufgabe in den Serpentinen, die bergab zum Kurpark führten. Gestartet waren wir bei Sonne. Regen und Graupel heftigster Art waren dann immer mal wieder angesagt. Ein Wettkampf mit nicht alltäglichen Bedingungen, die wir uns so nicht gewünscht hatten. Extreme Bedingungen, die auf jeden Fall sehr herausfordernd waren.
Letztendlich erkämpfte Margret wieder einmal mehr den Titel der Deutschen Meisterin in der W70. Sturzfrei. Meinen Respekt und meinen Glückwunsch.
Ich kam ebenfalls sturzfrei durch. Dennoch überwog die Enttäuschung. Im vergangenen Jahr hatte ich in einem reinen Berglauf Platz 4 erkämpft, nun war Platz 8 das Ergebnis. Solch ein Lauf "Klassisch Auf und Ab" ist eben doch eine ganz besondere Herausforderung. Die Vorbereitung lief aus diversen Gründen nicht optimal.
Der Regen hörte auch nach dem Lauf nicht mehr auf. Zell am Harmersbach wird mir stets als Regenloch in Erinnerung bleiben. Nach einem stärkenden Mahl beim Griechen in Zell am Harmersbach zogen Margret und ich dann doch ein positives Resümee. Wieder einmal um eine Erfahrung reicher. Der Muskelkater vom Bergablaufen wird uns noch eine Zeit an diesen Lauf erinnern.

ib










wg